Firma Leitz

Geschichte und Entwicklung

Am 2. November 1961 begann die LEITZ-Werkzeugfabrik mit der Produktion von Werkzeugen für die Holzbearbeitung in der ehemaligen Strumpffabrik Schmid, Vormarkt 80, in Riedau. Das Produktionsareal umfaßte 600 m2 Fläche, acht Mitarbeiter waren damals beschäftigt. Bereits ein Jahr später klopfte der junge Betrieb bei möglichen Kunden an. Eine neue Shedhalle mit 1600 m2 entstand, und ein erster Verkaufskatalog stellte das eigene Fertigungsprogramm vor. Ein Begleitblat mit dem freundlichen Titel "DÜRFEN WIR IHNEN HEUTE GRÜSS GOTT SAGEN" gab erste Auskunft über den glücklichen Einstand. Weiters hieß es: "Obwohl wir erst vor einem Jahren geboren wurden, dürfen wir nunmehr schon unsere eigenen Wege gehen, dies aber nur, weil unsere Eltern uns sehr großzügig ausgestattet haben und unsere Säuglingszeit durch vorbildliche Pflege und Liebe so verkürzt haben, daß wir glauben, heute schon auf eigenen Füßen stehen zu können. Unsere Eltern - das Stammhaus Gebr. LEITZ, Oberkochen (BRD) - sind ein rennomiertes, solides Familienunternehmen mit ca. 400 Beschäftigten, die schließlich die Pflicht haben, eine Tochter standesgemäß auszustatten. So sind wir einerseits stolz auf unsere Abstammung, haben andererseits unseren eigenen Ehrgeiz und Lebenswillen".

 

Die damaligen Leiter des Oberkochner Mutterunternehmens, Herr Leonhard Stützel und Herr Karl Kümmerle, wagten seinerzeit den Schritt zur Errichtung der ersten ausländischen Produktionsstätte mit dem Ziel, die Hohen Zollschranken der EFTA-Länder zu überwinden und Liefermöglichkeiten in die COMECON-Staaten zu erschließen.

Der glückliche Start spiegelt sich in den wichtigsten Daten des Riedauer Betriebes wider:

 

Ab 1962/1963 konnte man bereits eigen Produkte in Österreich und Deutschland verkaufen. 1965 fuhr man das erste Rußland-Großprojekt in die Scheune: die Werkzeugausstattung für eine Fensterfabrik mit einem Gesamtwert von 2,3 Mio. Schilling und einem Versandgewicht von 9000 kg. Heute gehen drei von vier in Österreich hergestellten Leitz-Produkte in den Export.

 

Die Betriebsausstattung folgte den wachsenden Bedürfnissen. 1964 wurde die Fabrikshalle um 840 m2 erweitert, 1967 die Shedhalle erweitert und eine Stahllager gebaut. 1969 entstand eine eigene Härterei, ein Drehautomat wurde in Betrieb genommen. 1972 wuchs ein vierstöckiges Bürogebäude auf, eine Investition, die zu einer zweiten Entwicklungsphase überleitete. Diese begann 1974, als der Betrieb rund 500 Beschäftigte zählte und Raum für ein neues Produkt notwendig wurde, und in Riedau die Platzprobleme unter den Nägeln zu brennen anfingen. Ein Grundstücksangebot aus dem benachbarten Zell an der Pram wurde angenommen und man gründete das erste Riedauer Zweigwerk - Zell an der Pram. Ende November 1974 nahm es mit 47 Beschäftigten die Fertigung von hartmetallbestückten Kreissägeblättern auf.

 

Die sich im Lauf der Zeit ändernden Marktbedingungen und die sich öffnenden neuen computergesteuerten Produktions- und Informationsverfahren haben ihren Niederschlag ebenso im Unternehmen LEITZ gefunden. Die Vielseitigkeit von Werkzeugen für die Bearbeitung von Holz, Schichtwerkstoffen, Kunststoff und Aluminium stellten zunehmend neue Anforderungen. Mit der Errichtung einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung im Jahre 1974 wurde es möglich, ständig neue Erkenntnisse für die kontinuierliche Verbesserung der LEITZ-Produkte zu gewinnen und den Erhalt bzw. Ausbau des hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards, den die Fachwelt heute in aller Welt schätzt, zu garantieren.

 

Zwei bemerkenswerte Auszeichnungen zeugen von der in der Unternehmensphilosophie seit jeher gültigen Devise - LEISTUNG UND QUALITÄT. Gemeint ist die 1978 verliehene Berichtigung, die hergestellten Werkzeuge mit dem "GÜTESIEGEL" zu versehen, sowie die Verleihung der Auszeichnung zur Führung des Staatswappens im geschäftlichen Verkehr, als Anerkennung der großen Leistungen im Dienste der österreichischen Wirtschaft, verliehen 1983 durch den Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie. Am 24. Jänner 1990 wurde dem Unternehmen der österreichische Staatspreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet der geprüften Qualität durch den Wirtschaftsminister verliehen.

Die Personalpolitik der LEITZ-Unternehmensgruppe ist langfristig ausgelegt. Daraus ergibt sich das Bemühen, hochqualifizierte Facharbeiter selbst auszubilden, und gesicherte Arbeitsplätze mit sozialen Betriebsleistungen anzubieten, die das Gefühl der Betriebszugehörigkeit zu stärken vermögen.

 

Ein in Eigenregie errichteter Tennisplatz mit einem Clubhaus steht sowohl den Mitarbeitern als auch Nichtfirmenangehörigen zu kostengünstigen Preisen zur Verfügung. 1972 wurde eine betriebseigene Feuerwehr eingerichtet, die auf freiwilliger Basis von Mitarbeitern der Firma LEITZ betreut wird. Die Betriebsfeuerwehr stellt ihre Dienst hauptsächlich außerbetrieblichen Katastrophenfällen zur Verfügung und leistet damit auch für die Bevölkerung außerhalb der Gemeindegrenzen Riedaus große Dienste.

 

Viele LEITZ-Beschäftigte haben ihr Zuhause in 26 modernen Werkswohnungen und dienen vielen Mitarbeitern als Starthilfe für ein eigenes Wohnhaus, wofür preisgünstige Firmengrundstücke zur Verfügung gestellt werden.

 

Die Kontakte zwischen Firma und Mitarbeiter bleiben auch noch nach dem Übergang in den Ruhestand erhalten. An der jährlich während der Advendzeit durchgeführten Pensionistenfeier erfreuen sich mittlereweile über 100 ehemalige Mitarbeiter.

 

Die Stellung eines Unternehmens in der Zukunft ist eng mit dem Können seiner Facharbeiter verknüpft. Deshalb legt LEITZ seit der Gründung des Unternehmens hohen Wert auf die Ausbildung eines qualifizierten Nachwuchses. Dazu stehen modernste Lehrwerkstätten mit neuesten Maschinen zur Verfügung. Jährlich werden bis zu 60 Auszubildende auf kaufmännischem, technischem und gewerblichem Gebiet für den Beruf vorbereitet.

 

In seiner knapp 30jährigen Entwicklung hat LEITZ Riedau dank des Weitblicks und der umsichtigen Führung der Geschäftsleitung und der hohen Einsatzbereitschaft der Führungskräfte und der Mitarbeiter bereits Firmengeschichte über die Grenzen des Innviertels hinaus geschrieben.

 

Rund 640 Mitarbeiter in Österreich, die in den beiden Produktionswerken Riedau und Zell an der Pram, sowie in den 21 Servicestellen beschäftigt sind, haben den Namen Riedau in vielen Ländern in positiver Weise bekannt gemacht.

 

Die breite Produktpalette von Werkzeugen für die Holz- und Kunststoffbearbeitung wird von hier aus neben Österreich auch in die COMECON-Staaten und in die ararbischen Länder direkt vertrieben und vom Einmann-Tischlerbetrieb bis hin zu großen Industriebetrieben mit Erfolg eingesetzt.

 

LEITZ Riedau ist heute das größte Produktionswerk unter den sieben Produktionsstätten der mittlerweile auf 2600 Mitarbeiter angewachsenen Unternehmensgruppe und ist weltweit einer der größten und vielseitigsten Hersteller in der Branche.

 

Darüber hinaus ist LEITZ Riedau im Innviertel zu einer tragenden Säule im wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Bereich geworden.