Gendarmerie

jetzt Polizei bzw. Polizeiinspektion

1853 wurde der Gendarmerieposten in Riedau errichtet. Früher sorgten die Grundherrn, Marktrichter und Amtmänner für Ordnung und Sicherheit. Es wurden aber auch Bürger für diese Aufgaben bestellt oder bewaffnete Korps (Bürgergarde) gegründet. Nach zwei Jahren wurde der Posten jedoch wieder aufgelöst und nach Raab verlegt. 1897 kam dann das Kommando endgültig nach Riedau. Der Überwachungsrayon erstreckte sich auf die Gemeinden Riedau, Dorf an der Pram und Zell an der Pram. 1969 wurde der Gendarmerieposten Altschwendt aufgelöst. Das Gemeinderevier Altschwendt kam zum Postenbereich Riedau. Die derzeitige Rayonsfläche beträgt 56 km² mit ca. 5.500 Bewohnern. Für den Dienstbereich stehen seit 1988 sieben Beamte zur Verfügung.

 

Die Postenkommandaten seit Errichtung:

Dank dem Entgegenkommen des jetzigen Postenkommandaten, Herrn Josef Hatzmann, darf ich einige Ereignisse aus der Chronik des Postens wiedergeben. Die ersten Aufzeichnungen beginnen erst mit dem Jahr 1914.

 

Während des 1. Weltkrieges wurden die Gendarmeriebeamten beauftragt, Getreiderevisionen bei den Bauern durchzuführen. Außerdem waren sie für die reibungslose Unterbringung der Flüchtlinge in den einzelnen Gemeinden verantwortlich. Im Juni 1921 erhielt der Posten einen Telefonapparat. Wegen Hamsterei und Preistreiberei hatte die Gendarmerie von 1919 bis 1921 die Aufgabe, Zugskontrollen durchzuführen. 1922/1923 stiegen die Lebensmittelpreise enorm, das Hamsterwesen blühte, die Gendarmeriebeamten hatten viel Arbeit.

 

Die Jahre 1925/1926 waren für die Riedauer Ordnungshüter besonders schwierig und gefährlich. Es galt, zwei Raubmorde im Revier unter Einsatz des Lebens aufzuklären.

 

1926 und 1929 erhielten die Beamten Fahrräder. Die erste Schreibmaschine wurde 1928 übergeben. 1930 erhielt die Gendarmerie die Bezeichnung Bundesgendarmerie. Von 1930 bis 1962 hatte sich die Gendarmerie im Rayon mit Verbrechen gegen die öffentliche Gewalt, Schändungen (Notzuchtfälle) sowie Bosheitsakten zu beschäftigen. Bis zum Jahre 1938 mußten die Beamten viel Einsatz für die politischen Ereignisse, wie Hausdurchsuchungen bei den "Illegalen" (verbotene NSDAP-Mitglieder) leisten. Die Dienststelle des Inspektors der Ordnungspolizei wurde in "Befehlshaber der Ordnungspolizei" umbenannt.

 

Nach dem Anschluß 1938 wurden die Gendarmen nach Wels zur Umschulung einberufen.

 

Neue Uniformen nach deutschem Vorbild - Tschako mit grau-grüner Uniform und Feldflasche - wurden in Wels ausgegeben. Einige Männer aus Riedau wurden ins Ruhrgebiet zum Ordnungsschutz abgezogen. 1941 versetzte man einige Beamte an die Front. Es ergab sich daher eine große Veränderung des Personalstandes, und daraus resultierte ein gewisser Personalmangel. So hatte im Jahre 1943 der Postenkommandant alleine die drei Gemeinden (43,72 km² und 4212 Personen), drei Gefangenenlager (Belgier, Franzosen und Polen sowie Ostarbeiter aus der Ukraine, insgesamt 180 Mann) mitzubetreuen.

 

1943 wurde auf Befehl des Reichsführers der SS, Chef der deutschen Polizei, im Reichsministerium des Inneren nebst der Gendarmerie die Landwehr zum Schutz der Bevölkerung vor flüchtenden Kriegsgefangenen und Landstreicher aufgestellt; in Riedau waren es acht Männer. Diese waren freigestellte Bürger oder leichtverwundete Kriegsteilnehmer. Sie trugen Armbinden aus Leichtmetall mit der Aufschrift "Landwacht". Die Lebensmittel wurden sehr knapp. Es blühten der Schleichhandel und die Schwarzmarktgeschäfte. Die ersten Festnahmen waren 1943 im Bahnhof Riedau; auch Fahnenflüchtige der deutschen Wehrmacht wurden hier verhaftet.

Am 4. Mai 1945 um 9.20 Uhr rückten amerikanische Panzergruppen in Riedau ein. Die Gendarmeriebeamten mußten ihre Waffen abliefern.

 

Einige belgische Kriegsgefangene wurden von den Amerikanern auf kurze Zeit dem Posten zugewiesen und übernahmen die Agenden der Gendarmerie. Sie sorgten für Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Danach wurde der Posten wieder mit österreichischen Beamten besetzt. Der Gummiknüppel ist seit 1951 eingeführt.

 

Mit Juli 1958 erhielt die Gendarmerie ein Moped und 1965 ein Auto, das mit Funk und Blaulicht ausgestattet war.

 

Die Aufgabe der Sicherheitsorgane besteht vor allem in der Aufklärung von Einbrüchen, Selbst- und Raubmorden, Gewaltverbrechen und Feuersbrünsten. In den letzten Jahren werden sie verstärkt für die Regelung und Sicherung des Straßenverkehrs eingesetzt. Seit 1984 ist der Beamtenstand auf acht Gendarmen erhöht worden.

Franz Heger

FRANZ HEGER war von 1890 bis 1899 Postenkommandant in Riedau und wurde dann bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1929 Bezirkskommandant in Ried im Innkreis.

 

Am 13. Dezember 1869 wurde er in Grunddorf, Bezirk Hohenstadt in Nordmähren, geboren.

 

Er galt als einer der fähigsten und fleißigsten Beamten von Oberösterreich. Ihm wurden Auszeichnungen aus dem 1. Weltkrieg und Verdienstkreuze der Behörde verliehen.

 

Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde er in das Ernährungsamt des Bezirkes Ried berufen.

 

Bekannt war seine tiefreligiöse Einstellung und seine Verbindung zu Priestern. Von einer bis heute unbekannten Frau erhielt er eine Weissagung - Prophezeiung der hl. Ottilie (Herzogin von Elsaß, geb. 1650, gest. 1726) und eine Vision der Gräfin Cilande, Prinzessin von Savoyen (geb. 1902, gest. 1933).

 

Der Inhalt der Schriften deckt sich mit dem Verlauf des 2. Weltkrieges. Sie beinhalten die Dreiteilung, Drei-Fronten-Krieg, auch die siegreichen Vormärsche und Rückschläge und die Invasion in Frankreich und schließlich den unglücklichen Ausgang des Krieges.

 

Heger glaubte an die Weissagung, schrieb sie ab und versandte sie an Bekannte. Obwohl die Schriften bereits 1933 versandt worden waren, erschien am 20. September 1943 die "GESTAPO" zur Verhaftung in seinem Büro; er wurde ins Polizeigericht Linz eingeliefert. Hier waren bereits 14 Personen wegen dieser Abschriften inhaftiert worden. Am 2. Oktober 1943 wurde Heger wieder entlassen. Am 19. August 1944 kam es zu einer neuerlichen Verhaftung. Es wurde ihm "Zersetzung des Wehrwillens der Bevölkerung" und "Landesverrat" vorgeworfen.

 

Man verlangte von ihm die Preisgabe des Namens der Frau, die ihm die Schriftstücke zukommen hatte lassen. Da er sich weigerte, das zu tun, wurde er am 21. November 1944, einige Tage vor Vollendung des 75. Lebensjahres, im Landgericht Wien I hingerichtet.

 

Durch Bekannte erhielten die Angehörigen am 8. Dezember 1944 die vertrauliche Mitteilung von der Hinrichtung. Erst am 13. Dezember wurde seine Gattin von einem Notar wegen Klärung der Besitzverhältnisse vorgeladen.

 

Einige Tage später kam eine amtliche Verständigung vom Volksgerichtshof Berlin, die den Angehörigen vom Todesurteil am 21. November 1944 berichtete. "Die Veröffentlichung einer Todesanzeige ist nicht zulässig", lautete eine der letzten Bemerkungen des Schreibens.