Der Spanische Erbfolgekrieg

König Karl von Spanien, der letzte aus der spanischen Linie der Habsburger, starb am 1. November 1700. Kaiser Leopold I. von Österreich erhob Erbansprüche für das Haus Habsburg. 1699 erklärte König Karl II. im zweiten Testament, dass der Bourbon Philipp von Anjou, ein Enkel des französischen Königs Ludwig XIV., sein Universalerbe antreten soll. Während Frankreich Philipp von Anjou als Philipp V. zum König von Spanien ausrufen ließ, proklamierte Leopold I. seinen zweiten Sohn Karl am 12. September 1703 als Karl III. gleichzeitig zum spanischen König. So kam es zum Spanischen Erbfolgekrieg. Mit Frankreich verbündeten sich Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern sowie der Erzbischo von Köln, der Herzog von Mantua und Savoyen. Auf kaiserlicher Seite standen König Friedrich I. von Preußen, der König von Hannover, der König von Großbritanien und der König der Niederlande. Das Kaiserliche Heer wurde von Prinz Eugen von Savoyen angeführt. Unser Grenzgebiet gegen die Bayern war wiederum der Schauplatz von Mißhandlungen, Verwüstungen und Plünderungen.

 

Am 14. August 1703 übernahm General Reventlau den Befehl über die neue Truppe des österreichisch-dänischen Heeres. Dieses fiel wiederholt in Bayern ein und plünderte dort im Ausmaß, wie es die Bayern in Österreich taten. General Gronsfeld übernahm im Oktober 1703 das Kommando über die kaiserlichen Truppen. Er ließ entlang der Grenzorte St. Willibald, Riedau, Taiskirchen und Geiersberg Schanzen anlegen. Freiherr von Hoheneck ließ 1030 Schanzenarbeiter zu Riedau versammeln und Pallisaden errichten. General Gronsfeld wurde am 9. Jänner 1704 in Passau geschlagen; es wurde ihm jedoch freier Abzug gewährt. Der Versuch, die Schanzen in Riedau und St. Willibald zu verteidigen, scheiterte, da er zu wenig Truppen hatte. Er zog sich nach Peuerbach zurück.

 

Im Schloss Zell an der Pram hatten die feindlichen Truppen am 12. Jänner 1704 unter dem Kommando des bayrischen Kurfürsten das Hauptquartier aufgeschlagen. Am 13. Jänner 1704 rückten sie gegen den Vormarkt vor, um sich hier aufzustellen. Der Angriff auf den Grenzmarkt Riedau stand unmittelbar bevor. Der kommandierende Hauptmann der kaiserlichen Regimenter, Christian von Kleist, ließ von der Husaren der Vormarkt in Brand setzen. Drei Häuser nächst der Schanze wurde vollkommen eingeäschert. Die anderen Gebäude wurden von Bewohnern und den anrückenden Soldaten gerettet. Von den Häusern aus beschoß der Kurfürst die an der Pram aufgestellten österreichischen Reiter. Vom "Bauern am Berg" aus nahm er die anderen Häuser unter Beschuß. Der Kurfürst setzte einige Dragoner über die Pram, weil der den österreichischen Truppen den Weg abschneiden wollte. Als sie die anmarschierenden Truppen unter Befehl der Grenzhauptmänner Achaz Willinger und Fueger erspähten, zogen sie sich rasch zurück, sodass diese ohne Schwierigkeiten die Schanzen beziehen konnten. In der Garnison Riedau befanden sich zu diesem Zeitpunkt 293 Mann Miliz und 470 Mann Landvolk. Kommandant Kleist ließ dreimal mit enem Boten bei General Gronsfeld anfragen, ober die Schanzen halten solle. Der Befehl lautete, die Schanzen zu verlassen. Jetzt trat für den Markt Riedau Entscheidendes ein. Da die Häuser zum Teil noch brannten, konnten die österreichischen Truppen unbemerkt abziehen. Der Feind glaubte, die Schanzen seien noch besetzt und ließ diese und den Vormarkt die ganze Nacht beschießen. Der Kurfürst von Bayern zog sich über die Grenze zurück. Es fanden in unserer Gegend auch weiterhin kleine Gefechte statt.

 

Am 7. und 8. Februar rückten verstärkte bayrischen Truppen unter Oberst Wendt mit Reiterei und Fußvolk bis nach Neumarkt vor. Die Horden mordeten Bauern, Bürger, Frauen und Kinder.

 

Im Juli 1704 rückte der oberösterreichische Landoberst Kuefstein mit seinem Regiment in Riedau. Die Bauern der umliegenden Grenzorte von Taufkirchen an der Pram bis Raab mussten große Mengen von Futter und Lebensmitteln an das kaiserliche Magazin nach Riedau abliefern. Am 20. Juli 1704 versammelten sich kaiserliche Truppen unter General Thürlein in Riedau und nahmen der Bevölkerung den Rest der Lebensmittel ab. Die Not der Bevölkerung kommt in Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers vom 17. Jänner 1704 zum Ausdruck: "Eltern, erst wohlhabend, konnten die Begräbniskosten für zwei ermordete Kinder nicht bezahlen; von 100 Sterbefällen waren 43 sogenannte "arme Leichen", darunter Soldaten, für die die Begräbniskosten nicht beglichen werdenn konnten."

 

Der Pfarrer von  Riedau musste für den gefangenen Pfarrer und Schulleiter aus St. Marienkirchen/Schärding hohes Lösegeld zahlen. Revoltierende kaiserliche Truppen zogen 1705 von Schärding nach Riedau, übernachteten hier, nahmen Flüchtende fest, ermordeten 15 Mann, schleppten die anderen nach Schärding, wo fünf Rädelsführer auf dem Stadtplatz gehängt wurden. Nach dem Sieg über die Bayern und Franzosen war der Krieg beendet. Die Truppen wurden von Riedau abgezogen, Feldmarschall Graf Thürheim schlug sein Hauptquartier in Wels auf. Mit dem Frieden von Rastatt am 6. März 1714 zwischen Kaiser Karl VI. und Ludwig XIV. wurde der Spanische Erbfolgekrieg beendet. Österreich hatte bedeutende Landgewinne zu verzeichnen. Der Innkreis wurde dem Kurfürsten von Bayern wieder zurückgegeben.

 

Nach den Kämpfen und Übergriffen hielt sich viel Gesindel in Riedau. Für Marktfreiheit und Marktrechte wurde den Bewohnern neuerlich hohe Gebühren auferlegt. 1710 wurde das Gasthaus Hörmanseder (Pöchersdorfer - jetzt Autzinger Andreas) geplündert; dabei wurden viele Marktschriften vernichtet. 1713 starben hier drei Soldaten an der Pest. Die Grenze nach Bayern wurde gesperrt. Husaren und entlassene Soldaten wurde als Wachen aufgestellt. Kaiser Karl VI. verlieh 1713 dem Markt die Freiheiten wieder. Auch in den folgenden Jahren suchte viel Gesindel in Riedau Unterschlupf, sodass das Landgericht Erlach Riedauer Bürger verpflichtete, entlang der Grenze und im Markt Wache zu halten.